Geschichte
Die Geschichte der Waldegg
Die erste bis anhin bekannte Erwähnung der landwirtschaftlichen Liegenschaft Waldegg findet sich im ausserrhodisch-kantonalen Pfandprotokoll vom Mai 1853. Im März 1877 machte Ulrich Zellweger in der Lokalzeitung «dem geehrten Publikum ergebenst die Anzeige, dass die Reifwirthschaft zur Waldegg auf der äusseren Egg eröffnet werde». Seither kann man auf der Waldegg einkehren.
Im Februar 1948 ist Rösli Dörig-Sonderer (Spitzname «Spiessler») mit ihrem Mann Sepp Dörig («Hasuechlishastönneliseppetönnisbischesepp») vom Alten Säntis auf die Waldegg hinunter gekommen. Schon auf dem Säntis waren die beiden Kinder Rosmarie (1945) und Sepp (1948, heute in Britisch Columbia, Canada) zur Welt gekommen. Auf der Waldegg gesellten sich dann noch vier weitere Buben dazu: Hans (1950), Chläus (1952), der heutige Waldegg-Wirt, Bernhard (1956), heute Pensioniert und Thomas (1961), heute in Mexiko City.
«Puurebeiz»
Am Anfang war das Leben für die Familie Dörig auf der Waldegg hart. Es galt die Landwirtschaft mit anfänglich vier Kühen und die heimelige Wirtschaft zu versorgen.
Wanderer und Skifahrer stärkten sich bei Dörigs mit einem Pantli oder Chäs und Brot und erfrischten sich mit einem Glas Saft. Damals war die Strecke Gäbris – Hohe Buche – Pfauen – Waldegg – Nottenhalde – St. Georgen noch eine beliebte Skiroute.
Nach dem Tod von Vater Sepp musste Mutter Rösli ab 1967 den ganzen Waldegg-Karren alleine ziehen. Dies gelang ihr durch die tatkräftige Unterstützung ihrer Kinder. Inzwischen war der Rindviehbestand auf gut 20 Stück angestiegen.
1972 wurde die Landwirtschaft aufgegeben. Allerdings kam diese 1994 zu den Dörigs zurück, als Chläus begann, das Land mit 40 seiner geliebten Heidschnucken wieder zu bewirtschaften. Am 26. Februar 1981 zerstörte ein schreckliches Feuer die eben erst renovierte«Waldegg» bis auf die Grundmauern.
Die neue Waldegg
Im August 1982 konnte die wieder aufgebaute «Waldegg» eröffnet werden. Gleichzeitig übernahm Sohn Chläus die operative Leitung des Hauses. Mutter Rösli war allerdings noch lange Jahre als Wirtin und gute Seele im Betrieb tätig. Von 1987 bis 1991 wirkte sie dann zusammen mit Sohn Bernhard auf dem Oberen Gäbris. 1985 hatte Chläus Dörig Anita Rümmele geheiratet. Die Töchter Patrizia und Cornelia (1987), Ramona (1992) und Alexandra (1993) machten aus den beiden Eheleuten eine für heutige Verhältnisse grosse Familie.
Unter Anita und Chläus Dörig entwickelte sich die «Waldegg» prächtig. Sie blieb ein gut frequentiertes Ausflugsrestaurant, nach und nach machte sie sich jedoch auch einen Namen für festliche Bankette und gesellschaftliche Anlässe jeder Art. Chläus, gelernter Zimmermann und Koch, meinte 1998 beim feierlichen Jubiläum «50 Jahre Familie Dörig im Höhenrestaurant Waldegg»: «Einerseits möchten wir die Tradition unserer Mutter fortsetzen und ein Gasthaus für Alle sein, andererseits wollen wir auch höchsten Ansprüchen genügen.»
Anlässlich dieses Jubiläums erstellte Chläus zusammen mit Fipp Eugster, seinem besten Freund, mit dem er auch nach alter Zimmermannssitte europaweit auf der Walz war, einen hölzernen Gaden, dort, wo heute die Terrasse steht. Es war eine Reminiszenz an die gute alte Zeit. Vor dem Haupteingang stand ein kleiner Stall, darin eine richtige Kuh. Dieses Bild sollte noch Folgen haben.
Waldegg Music Festival
Chläus Dörig wollte wieder einmal etwas Neues wagen, und so erregte 1993 die «Waldegg» weit über die Kantonsgrenzen hinaus Aufsehen mit der ersten Durchführung des «Waldegg Country Music Festival». Insgesamt ging es elfmal über die grosse Bühne im Festzelt beim Funkenplatz, zuletzt unter dem Namen «Waldegg Music Festival».
Es war beim Publikum äusserst beliebt, denn neben lokalen Nachwuchsbands traten internationale Stars auf, etwa die Bellamy Brothers, Truck Stop, Spyder Murphy Gang, Suzi Quatro, Bill Haley’s Original Comets und Boney M. 2003 ging das «Waldegg Music Festival» zum letzten Mal über die Bühne. Der «Schnuggebock» hatte dem Festival den Rang abgelaufen.
Schnuggebock
Während der letzten Jahre des «Waldegg Music Festival» dachten Anita und Chläus Dörig bereits weiter. Schliesslich hatte sich das Festival schon etabliert. Sie wollten lieber wieder etwas Neues schaffen.
Pläne für ein Hotel wurden geschmiedet und wieder verworfen. Gemäss dem allgemeinen Trend dachte das Wirte-Ehepaar nun intensiv an eine «Waldegg Erlebnis-Gastronomie». Die Ferien wurden dazu benutzt, im Ausland entsprechende Projekte zu erkunden. Die wildesten Ideen schwirrten in ihren Köpfen herum, vom «Rainforest Café» über ein «Appenzeller Papilliorama» bis zum «Western Saloon». Doch da besannen sich Anita und Chläus Dörig auf die eigenen Wurzeln. Die wunderschöne Landschaft, gepaart mit den appenzellischen Traditionen der Familie führte zum Grundkonzept wie der «Schnuggebock» aufgebaut werden sollte.
Ausbau der Erlebnisgastronomie
Das Gaden auf der Gartenterrasse war sozusagen der «Ur-Schnuggebock». Die Idee musste nun verfeinert und perfektioniert werden. Am 10. März 2001 wurde der ausgebaute «Schnuggebock» feierlich eröffnet. Die Gäste haben das Konzept von Beginn weg begeistert aufgenommen und der «Schnuggebock» wurde zu einem veritablen Markenzeichen.
Das zweite Restaurant unter dem Waldegg-Dach bedeutete zugleich den Startschuss zu weiteren nostalgisch angehauchten Ausbauten. Im Spätsommer 2006 kamen der «Tintelompe» und «Tante Emmas Ladebeizli» als weitere Attraktionen dazu. Beim Ladebeizli ist mittlerweile noch das Attribut «Feinschmecker» dazugekommen. Damit hat die «Waldegg» ihren Gourmet-Egge bekommen. Seite November 2007 verbindet dort Hans Dörig mit seinem kleinen Team innovative Tafelfreuden, kulinarische Eleganz und gepflegtes nostalgisches Ambiente.
Im Frühsommer 2008 entstand vervollständigte die Ladenstrasse zwischen dem Haupteingang und dem Restaurant das Bild eines eigenen kleinen Erlebnis-Dorfes. Das traditionelle Restaurant, der «Schnuggebock», «Tante Emmas Feinschmecker Ladebeizli», der «Tintelompe» und die «Panorama-Gartenwirtschaft» sind fünf Gastro-Betriebe unter einem grossen Hut. Seit der Eröffnung des «Schnuggebock», mit dem die Erlebnisgastronomie ihren Anfang nahm, sprechen wir deshalb nicht mehr vom Höhenrestaurant Waldegg, sondern vom «Erlebnis Waldegg».
Rosa Dörig-Sonderer (4.4.1922 bis 27.2.2009)
Rosa Dörig war lange Jahre und bis zur Übergabe des Betriebs an Sohn Chläus die gute Seele des ursprünglichen Restaurants Waldegg. Zusammen mit ihrem leider früh vorverstorbenen Ehemann Sepp übernahm sie 1948 Landwirtschaft und «Puurebeiz». Die beiden legten den Grundstein des Erfolgs zum Erlebnis Waldegg, das in der Ostschweiz und weit darüber hinaus bekannt und beliebt ist. Nach dem Tod ihres Mannes lastete eine grosse Verantwortung und viel Arbeit auf den Schultern der kleinen, immer fröhlichen Frau. Als geborene Gastgeberin gelang es ihr, mit Fleiss und Ausdauer die «Waldegg» zu ihrem Lebenswerk zu machen.
Rosa Dörig erblickte am 4. April 1922 in Meistersrüte AI als eines von drei Geschwistern das Licht der Welt. Wie viele in jener Zeit, wuchsen die Sonderer-Kinder in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits im Alter von zwölf Jahren begann Ros, neben der Schule zeitweise als Zimmermädchen in der «Krone» in Gais zu arbeiten. Ein Jahr später war für sie die Schulzeit zu Ende. Sie arbeitete im Nähsaal der Textilfirma Eisenhut für den für den damals üblichen Stundenlohn von 22 Rappen. Den kargen Lohn gab sie zuhause ab; die Familie war froh, dass die älteste Tochter einige Fränkli Zubrot verdienen konnte.
Es waren schwierige Jahre während des Krieges. Nach drei Jahren in der Fabrik kehrte Rosa in die «Krone» in Gais zurück, um eine einjährige Saallehre zu absolvieren. Sie blieb der «Krone» noch für weitere zwei Jahre treu, zu einem Monatslohn von 70 Franken. Dann zog es sie in die Fremde: Auf das Welschlandjahr folgte ein Jahr im Tessin.
Die unterdessen 20 Jahre alte Rosa arbeitet 1942 im Hotel «Sternen» in Unterwasser. Dort lernte sie den Säntiswirt Sepp Dörig, ihren zukünftigen Ehemann, kennen. Zwei Jahre später traten Rosa und Sepp miteinander vor den Traualtar und Rosa folgte ihrem Sepp hinauf auf den Säntis. Dort kam 1945 ihr erstes Kind, Tochter Rosmarie, zur Welt. Ein Jahr darauf kamen auf dem Säntis im siebten Schwangerschaftsmonat Zwillinge zur Welt. Vater Sepp musste Hebamme spielen. Leider lebte das eine Kindlein nur vier Stunden, während das andere nach zwei Tagen verstarb. Niemand wusste, dass Zwillinge unterwegs waren, ein Doktor war deshalb nicht zur Stelle.
Im Februar 1948 kam Sepp junior zur Welt. Im März desselben Jahres übernahmen Rosa und Vater Sepp dann das Restaurant auf der Waldegg, das in einem miserablen Zustand war. Im neuen Heim schenkte Rosa weiteren vier Söhnen das Leben: Hans, Chläus, Bernhard und Thomas. Die Familie arbeitete hart, das Restaurant war während 365 Tagen im Jahr geöffnet, und auch in der Landwirtschaft gab es alle Hände voll zu tun.
1967 verstarb Rosas geliebter Mann nach ihrer langen, fürsorglichen Pflege. Nun stand Rosa Dörig mit vier Kindern (zwei waren schon ausgeflogen,) einem Restaurant und einem Bauernbetrieb alleine da. Mit eisernem Willen, durch harte Arbeit und mit der Hilfe der Kinder überstand die Familie die schwere Zeit, und mit dem Betrieb ging es langsam aufwärts. . Im Februar 1981, die Waldegg war gerade völlig neu renoviert worden, fielen die Gebäude einem verheerenden Feuer zum Opfer.
Ein Jahr später, am 1. August 1982, erstrahlte die Waldegg jedoch in neuem Glanz und Rosa übergab die Leitung des Betriebs ihrem Sohn Chläus. Das hiess aber für Rosa noch lange nicht, einfach auf dem Ofenbänkli zu sitzen. Sie sprang überall ein, wo’s nötig war und blieb der Waldegg sozusagen als Gründungsmutter mit ihrer Arbeitskraft treu. Noch nach ihrem 80. Geburtstag sah man sie am Gartenbuffet im Einsatz und im Hintergrund bügelte sie Berge von Wäsche.
Sie blieb unternehmenslustig und ihre freie Zeit erlaubte es ihr gar, ab und zu ihre ausgewanderten Söhne Sepp in Kanada und Thomas in Mexico zu besuchen. Diese Reisen brachten auch zum Ausdruck, wie viel ihre Kinder Rosa während ihres ganzen Lebens bedeuteten. Die Familie, speziell die Jungmannschaft, standen trotz der vielen Arbeit im Mittelpunkt ihres Alltags. Diese Liebe zur Familie übertrug Rosa auch auf ihre Enkelkinder, die immer sehr gerne den Weg zu «Grosi» unter die Füsse nahmen.
1986 verlor Rosa ihren Sohn Hans nach schwerer Krankheit. Mit zunehmendem Alter schwanden Rosas Kräfte, und so schlief sie am 27. Februar 2009, von ihrer Tochter Rosmarie liebevoll gepflegt, friedlich ein.